Darf’s etwas weniger sein?
Wegen der Energiekrise war während der Heizperiode in öffentlichen Gebäuden eine Maximaltemperatur von 19 Grad vorgeschrieben. Für Wohngebäude galt diese Vorschrift zwar nicht, aber auch für Privathaushalte kann dieser Wert eine Orientierungsgröße sein, um Energie zu sparen. Pro Grad Absenkung der Raumtemperatur können Haushalte bis zu sechs Prozent Heizenergie einsparen.
20 Prozent weniger - mindestens!
Die passende Raumtemperatur
Als erster Schritt ist es sinnvoll, die Raumtemperaturen bewusst an die jeweilige Nutzung anzupassen. Der Flur muss nicht genauso warm sein, wie das Wohn- oder Kinderzimmer und jedes Grad weniger spart Heizenergie. Denn je weniger sich die Temperatur zwischen drinnen und draußen unterscheidet, desto weniger wertvolle Wärme geht durch Wände und Fenster verloren.
Richtwerte für sparsames Heizen
Wohnräume, Arbeitszimmer | 19-20 Grad |
Kinderzimmer | 19-21 Grad |
Schlafräume | 16-17 Grad |
Bäder (bei Benutzung) | 20-22 Grad |
Küche | 17-18 Grad |
Flure | 16 Grad |
Treppenhaus | 12 Grad |
Frostschutz | 6 Grad |
Die gewünschte Raumtemperatur kann über das Thermostat am Heizkörper eingestellt werden. Der im Thermostatkopf integrierte Temperaturfühler vergleicht permanent die eingestellte Wunschtemperatur mit der Raumtemperatur. Ist diese niedriger, öffnet sich das Ventil und warmes Heizungswasser strömt in den Heizkörper. Ist die Wunschtemperatur erreicht, schließt das Ventil wieder. Was die Zahlen auf dem Thermostatkopf bedeuten, zeigt die nachfolgende Abbildung.
Ein Thermostat ist kein Wasserhahn!
Der Raum wird übrigens nicht schneller warm, wenn das Thermostat auf die höchste Stufe gestellt wird. Dieser weit verbreitete Irrtum führt nur zu einem höheren Energieverbrauch. Denn nach Erreichen der Wunschtemperatur (zum Beispiel 20 Grad), bleibt das Ventil weiter offen bis ca. 28 Grad erreicht sind. Es wird also nicht schneller, sondern nur länger geheizt und damit unnötig Energie verschwendet.
Aber aufgepasst: Eine Einsparung von sechs Prozent erreicht man nur, wenn die Temperatur im ganzen Haus durchschnittlich um ein Grad abgesenkt wird und das rund um die Uhr – also auch nachts und am Wochenende!
Die Temperatur muss dabei nicht in jedem Raum gleichmäßig abgesenkt werden. Wenn beispielsweise in ungenutzten Räumen die Temperatur um mehrere Grad herunter gedreht wird, kann das Wohnzimmer auch etwas wärmer bleiben. So müssen Sie abends auf dem Sofa nicht frieren und können, je nach Raumgrößen, trotzdem sparen.
Sparen geht auch ohne Frieren!
Wärmedämmung bringt klaren Vorteil
Ob eine Temperatur von 19 Grad noch als angenehm empfunden wird, hängt nicht nur vom persönlichen Behaglichkeitsempfinden ab, sondern auch davon, wie gut die Gebäudehülle gedämmt ist. Der menschliche Körper nimmt immer einen Mittelwert zwischen Raumlufttemperatur und Oberflächentemperatur der umgebenden Flächen wahr. Je größer der Temperaturunterschied, desto unbehaglicher fühlen wir uns.
Bei gut gedämmten Häusern ist die innere Oberflächentemperatur der Außenbauteile, wie Wände, Fenster oder Boden, mehrere Grad höher als bei alten Gebäuden mit einem schlechten energetischen Standard. In wenig gedämmten Häusern kann sich eine Lufttemperatur von 19 Grad also deutlich kühler anfühlen als in modernisierten oder neuen Gebäuden.
Raumtemperatur nicht unter 16 Grad? Warum das doch geht.
Häufig wird davor gewarnt, die Raumtemperatur unter 16 oder sogar 18 Grad abzusenken, da dadurch generell das Schimmelrisiko steigen würde. Das ist aber so pauschal nicht richtig. Denn Räume können durchaus kälter sein, ohne dass sich automatisch Schimmel bildet. Voraussetzung ist, dass sie gleichzeitig trocken genug sind. Entscheidend für das Schimmelrisiko in Wohnräumen ist vor allem die Raumluftfeuchte. Ein Abstellraum oder ein nicht genutztes Gästezimmer ohne besondere Feuchtequellen können bei geschlossener Tür ruhig kälter sein, ohne dass ein Schimmelrisiko besteht.
Türen zu! Schließen Sie immer die Türen zwischen unterschiedlich beheizten Räumen. Sonst gelangt feuchtere Luft aus einem wärmeren Raum, etwa dem Badezimmer, in kühlere Zimmer und kann dort Schimmel verursachen.
Problematisch ist ein kühler Raum nur, wenn er zu feucht ist. Das kann zum Beispiel im Schlafzimmer passieren, wo beim Schlafen viel Feuchte ausgeatmet wird. Hier sollte der Raum durch Lüften ausreichend getrocknet werden und die Raumluftfeuchte immer mit einem Hygrometer kontrolliert werden. Wie trocken die Raumluft sein muss, ist unterschiedlich und hängt unter anderem vom Wärmedämmstandard des Gebäudes ab. Genauere Empfehlungen finden Sie bei Spar-Möglichkeit Nr. 5 „Energiesparend Lüften“.
Ein Hygrometer misst die Raumluftfeuchte und Raumtemperatur und ist in Baumärkten oder im Elektrofachhandel erhältlich.
Die Wachstumswahrscheinlichkeit von Schimmelpilzen ist bei sehr niedrigen Temperaturen gering und steigt erst ab 10 Grad stark an. Nicht umsonst stellen wir Lebensmittel in den Kühlschrank, damit sie nicht schimmeln. Schimmel mag es also eher warm und feucht. Zur Wahrheit gehört daher auch, dass wärmer beheizte Räume sogar relativ trockener sein müssen als kühle.
Wann sich eine Nachtabsenkung lohnt
Nachts werden in der Regel nicht so hohe Raumtemperaturen benötigt wie tagsüber und der Wärmebedarf ist niedriger. Ein Absenken der Temperaturen während der Nacht kann beim Sparen helfen. Bei einer Zentralheizung kann die Nachtabsenkung an der zentralen Heizungsregelung eingestellt werden. Die Vorlauftemperatur (= Temperatur des Heizungswassers, das vom Heizkessel zu den Heizflächen fließt) und folglich die Raumtemperatur werden dann automatisch in der eingestellten Zeit reduziert, zum Beispiel auf 16 Grad zwischen 22 und 6 Uhr. Die Zeiten können genau auf die individuellen Gewohnheiten abgestimmt werden. Es ist übrigens in der Regel nicht so, dass durch das Wiederaufheizen am Morgen mehr Energie verbraucht als nachts eingespart wird.
Die Nachtabsenkung kann bequem über die zentrale Regelung eingestellt werden.
In einem Altbau kann die Nachtabsenkung den Heizenergieverbrauch zwischen fünf und zehn Prozent verringern. Je schlechter die Dämmung, desto mehr bringt die Nachtabsenkung. In gut gedämmten Häusern ist der Einspareffekt gering, denn sie kühlen nur langsam aus. Bevor die Raumtemperatur absinkt, ist die Nacht schon vorbei. In einer Mietwohnung kann eine Nachtabsenkung in einzelnen Räumen auch individuell über die Heizkörperthermostate eingestellt werden. Besonders komfortabel geht das mit programmierbaren oder smarten Thermostaten.
Ist eine Fußbodenheizung vorhanden, kann die Raumtemperatur über die zentrale Regelung, die Thermostate am Heizkreisverteiler oder ein Raumthermostat eingestellt werden. Aber Vorsicht: Eine Fußbodenheizung reagiert „träger“ auf Änderungen der Einstellung, da hier der Fußboden (Heizestrich) mit erwärmt wird. Es muss also berücksichtigt werden, dass sich Änderungen erst um einige Stunden zeitverzögert bemerkbar machen.
Raumtemperatur bei Abwesenheit auch tagsüber absenken
Tagsüber kann es ebenfalls sinnvoll sein, die Raumtemperatur zu reduzieren, etwa während man bei der Arbeit ist. Auch hier gilt: je schlechter der Dämmstandard des Gebäudes und umso länger die Abwesenheit, desto mehr lohnt sich das. Für einen kurzen Einkauf außer Haus gilt das eher nicht. Auch während des Urlaubs oder Wochenendtrips können die Temperaturen gesenkt werden. Moderne Heizungsregelungen verfügen dazu meist über eine Urlaubseinstellung. Vor Schimmel muss man keine Angst haben. Denn wenn niemand zu Hause ist, entsteht in der Regel auch weniger Feuchte, da weder geduscht, gewaschen noch gekocht wird.
www.verbraucherzentrale-rlp.de/20prozentweniger
20 Prozent weniger - mindestens!