Wie trocken die Raumluft sein muss, um Schimmel zu vermeiden, ist unterschiedlich und hängt unter anderem vom Wärmedämmstandard des Gebäudes und der Außentemperatur ab. Als Faustregel kann man sich aber merken: In der Heizperiode sollte die relative Luftfeuchte unter 50 Prozent liegen, bei frostigen Außentemperaturen besser unter 40 Prozent. Generell gilt: je schlechter die Wärmedämmung und je kälter die Außentemperatur, umso niedriger muss die relative Raumluftfeuchte sein. Von innen beschlagene Fenster sind immer ein untrügliches Zeichen für zu feuchte Raumluft.
20 Prozent weniger - mindestens!
Lüften muss man Wohnungen aus mehreren Gründen: zum einen, um schlechte Gerüche oder Schadstoffe, die zum Beispiel aus Möbeln, Textilien oder Fußbodenbelägen ausdünsten können, zu entfernen und verbrauchte Luft auszutauschen. Denn beim Atmen wird Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen, das durch Sauerstoff ersetzt werden muss. Zum anderen, um Feuchtigkeit aus der Wohnung zu befördern, die zum Beispiel beim Atmen, Duschen, Kochen oder Wäsche trocknen entsteht. Ist die Wohnung zu feucht, kann Schimmel entstehen. Auf das Lüften kann also nicht verzichtet werden, auch nicht aus Energiespargründen. Aber wie lässt sich möglichst energiesparend lüften?
Energiesparend lüften heißt bedarfsgerecht lüften. Das bedeutet, im Winter nur so viel, wie nötig ist, um eine gute Raumluftqualität und eine trockene Wohnung ohne Schimmelprobleme zu erhalten. Aber wieviel ist nötig? Pauschale Aussagen zum Lüften sind dabei nicht hilfreich, da Raumluftqualität und Raumluftfeuchte von vielen Faktoren abhängen, etwa von der Personenzahl, den Anwesenheitszeiten und vorhandenen Schadstoff- oder Feuchtequellen (Wäsche trocknen, Pflanzen, Haustiere, etc.). Im Haushalt eines berufstätigen Singles können drei Stoßlüftungen à fünf Minuten an Werktagen im Winter ausreichen, im Familienhaushalt mit vier Personen und Hund eher nicht.
In jedem Fall ist ein Hygrometer, mit dem die Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden kann, eine wichtige Entscheidungshilfe für die nötige Lüftungsdauer- und häufigkeit. Denn eine schlechte Luftqualität erkennt man meist schon am schlechten Geruch oder weil man wegen des Sauerstoffmangels müde wird oder Kopfschmerzen bekommt. Aber dass die Raumluftfeuchte zu hoch ist, erkennen viele erst dann, wenn sich bereits Schimmel in der Wohnung zeigt. Muffige Luft ist ein zu spätes Warnsignal! Orientierung bezüglich der Luftqualität kann zusätzlich ein CO2-Meßgerät bieten. Zeigt das Gerät eine CO2-Konzentration von mehr als 1.000 parts per million (ppm) an, ist es spätestens Zeit zu lüften. Es gibt im Handel auch Kombi-Geräte, die sowohl die Raumluftfeuchte, als auch die CO2-Konzentration messen.
Ausführliche Informationen zum Thema "Schimmel vermeiden" bietet die Broschüre
der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: Damit die Pilze im Wald bleiben
Ist stoßlüften wirklich sparsamer?
Häufig liest man, dass die Fenster zum Lüften bloß nicht auf Kipp gestellt werden sollten. Das würde im Gegensatz zur Stoßlüftung, also einer kurzen Lüftung mit ganz geöffnetem Fenster, zu wenig Luftaustausch bringen und gleichzeitig viel zu viel Energie verschwenden. Aber stimmt das überhaupt?
Tatsache ist, dass bei gleich großem Luftaustausch und gleicher Temperaturdifferenz zwischen der Innen- und Außentemperatur, der Energieverbrauch für das Wiederaufheizen derselben Luftmenge der gleiche ist. Die Kipp- und die Stoßlüftung unterscheiden sich dabei nur in der Größe der Fensteröffnung. Je kleiner die Öffnung, umso länger muss ich lüften, um den gleichen Effekt zu erreichen. Während bei der Stoßlüftung der komplette Luftaustausch schnell vonstatten geht, dauert er bei der Kipplüftung wesentlich länger, ähnlich wie bei einer Lüftungsanlage. Die notwendige Dauer hängt auch vom Temperaturunterschied zwischen innen und außen ab. Ist es draußen kalt, geht der Luftwechsel in beiden Fällen schneller als in der Übergangszeit.
Ein Beispiel: Bei 5 Grad Außentemperatur und 20 Grad Raumtemperatur dauert bei einem 20 m² großen Raum (Luftvolumen 50 m³) ein kompletter Luftaustausch bei Stoßlüftung etwa 6 Minuten, bei Kipplüftung über ein durchschnittlich großes Fenster etwa 40 Minuten. Der Energieverbrauch (Lüftungswärmebedarf) ist dabei gleich groß. Gegenüber der Stoßlüftung wird nur dann mehr Energie verbraucht, wenn das Fenster wesentlich länger gekippt bleibt. Aber der dadurch verursachte Mehrverbrauch wird eher überschätzt. Bliebe im Beispielfall das Fenster noch zweieinhalb Stunden länger gekippt, läge der zusätzliche Energieverbrauch nur bei etwa einer Kilowattstunde (kWh).
Kein schlechtes Gewissen bei gekippten Fenstern
Wer also aus Angst vor Energieverschwendung auf die Kipplüftung verzichtet, spart tatsächlich kaum Energie und riskiert im Zweifel sogar ein höheres Schimmelrisiko. Denn Stoßlüften oder Querlüften sorgen zwar schnell für frische Luft, können aber die Feuchtigkeit nicht so gut und nachhaltig abführen. Denn auch in Wandoberflächen, Möbeln, Handtüchern oder der Bettwäsche ist noch Feuchtigkeit gespeichert, die nach dem Lüften wieder freigesetzt wird. Das lässt die Luftfeuchte schon kurz nach dem Stoßlüften wieder fast so hoch ansteigen wie zuvor. Um den Raum dauerhaft zu trocknen, muss also die Stoßlüftung mehrfach am Tag wiederholt werden, im Idealfall alle zwei Stunden.
Kipplüftung ist besser als ihr Ruf.
Bei Problemen mit zu hoher Feuchtigkeit hat sich daher eine Kombination von Stoßlüftung und kontrollierter Kipplüftung bewährt. Das bedeutet, man öffnet zunächst die Fenster komplett, um die aktuelle, in der Luft vorhandene Feuchte loszuwerden. Danachlässt man die Fenster noch für eine längere Zeit auf Kipp stehen, etwa zwei bis drei Stunden. Da der Luftaustausch hier langsamer passiert, kann so auch die Feuchte entsorgt werden, die nach und nach aus Textilien oder den Wänden abgegeben wird und die relative Luftfeuchte bleibt niedrig. Die Tür sollte dabei geschlossen bleiben und der Heizkörper auf kleiner Stufe weiterlaufen. Denn zur besseren Trocknung ist eine Wärmezufuhr sinnvoll, genau wie beim Haare föhnen.
Mit Hilfe des Hygrometers können Sie ausprobieren, welche Dauer und Häufigkeit nötig ist, um die Luftfeuchtigkeit dauerhaft zu senken. Wichtig ist, die Kipplüftung kontrolliert zu nutzen und nicht rund um die Uhr die Fenster auf Kipp stehen zu lassen. Ist der Raum trockener geworden, kann wieder auf reine Stoßlüftung umgestellt werden.
Die Behauptung, dass längeres Fensterkippen das Schimmelrisiko in den Laibungen rund um das Fenster aufgrund der Abkühlung erhöht, stimmt nicht. Die Laibungen kühlen zwar ab, aber sie werden dabei durch die Lüftung auch deutlich trockener und sind dann sicher vor Schimmelbildung. Denn Schimmel gedeiht vor allem dort, wo es zu feucht ist. Nach dem Schließen der Fenster wärmen sich die Laibungen nach kurzer Zeit wieder auf.
Schimmel in den Laibungen entsteht aufgrund vorhandener Wärmebrücken. Dann sind die Laibungen auch kalt während nicht gelüftet wird und die Feuchtigkeit im Raum und an der Oberfläche der Laibung höher ist.
Heizung abstellen beim Lüften?
Werden die Fenster ganz geöffnet, kann der Heizkörper während des Lüftens abgestellt werden. So wird verhindert, dass das Thermostat wegen der gesunkenen Raumtemperatur das Heizkörperventil öffnet und so nach „draußen“ geheizt wird. Allerdings gilt das nur bei einer längeren Stoßlüftung, zum Beispiel in der Übergangszeit. Ist das Fenster nur einige Minuten auf, ist der Einspareffekt nur gering und man kann durchaus entspannter sein, wenn man das Thermostat mal nicht runterdreht.
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20 Prozent weniger - mindestens!