Hintergrundwissen: Nachhaltigkeit - was ist das?

Der Begriff der Nachhaltigkeit hat eine lange Tradition, auch wenn er uns eher als eine Modeerscheinung erscheinen mag.
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Der Begriff der Nachhaltigkeit hat eine lange Tradition, auch wenn er uns eher als eine Modeerscheinung erscheinen mag. Er hatte in der Forstwirtschaft bereits eine lange Geschichte und wurde 1713 erstmalig in deutscher Sprache von Hans Carl von Carlowitz verwendet, der sich für eine „nachhaltige Nutzung“ der Wälder ausgesprochen hatte. Carlowitz ging es um eine Bewirtschaftung von Wäldern, bei der in einem bestimmten Zeitraum jeweils nur so viel Holz entnommen wird, wie in demselben Zeitraum nachwachsen kann.

Die aktuelle Diskussion zum Begriff der Nachhaltigkeit indes ist erst deutlich jünger. Ein wichtiger Meilenstein dafür war das Jahr 1987, als die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, auch Brundtland-Kommission genannt, ihren Abschlussbericht (Brundtland-Bericht) „Unsere gemeinsame Zukunft“ veröffentlichte. Sie schlug darin als Leitgedanken das Konzept der nachhaltigen Entwicklung vor und formulierte eine bis heute maßgebende Definition davon:

„Dauerhafte Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“
Quelle: Volker Hauff (1987): Unsere gemeinsame Zukunft, S. 46

Das Kernziel bei Carlowitz und die Definition des Brundtland-Berichtes unterscheiden sich demnach im Wesentlichen dadurch, dass Carlowitz zum Ziel hatte, ein natürliches und funktionierendes System langfristig zu erhalten. Im aktuellen Diskurs wird Nachhaltigkeit jedoch mittlerweile als eine erstrebenswerte Entwicklung beschrieben.

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Meilensteine der Nachhaltigkeit

Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Anschließend an den Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen beschreibt die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt“ Nachhaltigkeit als die Konzeption einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension menschlicher Existenz. Diese drei Bereiche der Nachhaltigkeit stehen miteinander in Wechselwirkung und bedürfen langfristig einer ausgewogenen Abstimmung.

 

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Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Mit diesen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit sind im Wesentlichen gemeint:


Ökologische Nachhaltigkeit

Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet, dass ein System, sei es eine Gemeinschaft, ein Unternehmen oder die Erde als Ganzes, seine natürlichen Ressourcen so nutzt, dass ihre Funktionsfähigkeit, Vielfalt und Widerstandsfähigkeit erhalten bleiben. Eine ausgewogene Nutzung der natürlichen Ressourcen stellt sicher, dass diese nicht erschöpft werden und auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen. Denn unsere Ressourcennutzung verändert unsere Ökosysteme – und zwar oft dauerhaft.

Ökologische Nachhaltigkeit orientiert sich am stärksten am ursprünglichen Nachhaltigkeitsgedanken, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben, also die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße zu beanspruchen, wie sie sich regenerieren können. Eine Lebensweise, die dieses Prinzip nicht berücksichtigt, hat unter anderem Ressourcenknappheit für die Zukunft und den Verlust von Biodiversität, also das Aussterben und den Schwund von Tier- und Pflanzenarten, zu erleiden. Mehr zu Folgen und Ursachen vom Verlust biologischer Vielfalt finden Sie hier. Und zum globalen Schutz der Biodiversität hier.

Robert Watson, Chef der Vereinten Nationen für biologische Vielfalt, sagte bereits 2019 auf einer Konferenz: „Der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt wird unsere Fähigkeit zur Armutsbekämpfung, zur Nahrungsmittel- und Wassersicherheit, zur menschlichen Gesundheit und zum übergeordneten Ziel, niemanden zurückzulassen, untergraben.“

Die heutige Lebensweise mit allen dazugehörigen Aktivitäten trägt außerdem zur Freisetzung von Treibhausgasen und damit zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel bei. Durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wurde eine Recherche zur Verminderung der CO2-Fußabdrücke von Verbraucher:innen und den damit verbundenen „Kosten“ durchgeführt. Die Ergebnisse können Sie hier einsehen.

Die Freisetzung von Treibhausgasen hat Veränderungen der Ökosysteme zur Folge. Diese Veränderungen machen sich bemerkbar durch

  • extreme Wetterereignisse wie Hitze und Stürme
  • Dürre und Wassermangel
  • Überflutungen und den Anstieg des Meeresspiegels
  • Umweltverschmutzung und Degradation, also die Verschlechterung des Bodens bis hin zu völligem Verlust seiner Nutzungsmöglichkeiten sind weitere Konsequenzen.

 

Ein globales Handeln ohne Rücksicht auf ökologische Nachhaltigkeitsaspekte führt zu

  • Wasserverschmutzung
  • Luftverschmutzung
  • Eutrophierung, also durch den Menschen bedingte Erhöhung des Nährstoffgehalts von Gewässern

 

Der Mensch und seine Gesundheit ist jedoch auf eine „gesunde“ Erde mit funktionierenden, resilienten und leistungsfähigen Ökosystemen und einem stabilen Klima angewiesen.
Pandemien, Dürre und Wassermangel sowie Verschmutzung der Luft haben Auswirkungen auf unser Zusammenleben und können zu sozialen Unruhen und Konflikten um begrenzte Ressourcen führen. Ökologische und klimatische Veränderungen können ebenfalls Auslöser für Migrationsbewegungen sein, wenn Menschen in ihrem Lebensraum keine gesunden Lebensbedingungen mehr vorfinden.
Warum sich Beeinträchtigungen der Ökosysteme auch direkt auf die Gesundheit des Menschen und anderer Lebewesen auswirken erfahren Sie hier und hier.

Wissenswert (hier klicken)

Natürlichen Ressourcen

  • fossile Energieträger (Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl)
  • Erze und andere mineralische Rohstoffe wie Metalle, Minerale, Steine und Erden, Sande und Kies
  • Organische Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, die durch Pflanzen erzeugt werden oder von Tieren anfallen, auch Biomasse genannt. Dazu gehören beispielsweise Holz, Stroh und Gülle

 

Außerdem zählen zu den natürlichen Ressourcen:

  • Wasser
  • Boden
  • Saubere Luft
  • die biologische Vielfalt, also Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen
  • Flächen
  • Wind- und Sonnenenergie

 

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Eine Wirtschaftsweise gilt als nachhaltig, wenn sie dauerhaft betrieben werden kann. Eine Gesellschaft darf also wirtschaftlich nicht über ihre Verhältnisse leben, um nicht unweigerlich zu Lasten der nachfolgenden Generationen zu handeln. Auch bei dieser 2. Säule der Nachhaltigkeit spielt also das Prinzip der Genügsamkeit eine Rolle. Ungleicher Zugang zu wirtschaftlichen Mitteln befeuert Konkurrenz und löst Unruhen aus. Finanzkrisen, Armut und das Ausbleiben langfristiger Investitionen sind die Folgen und können die globale wirtschaftliche Stabilität gefährden. Die wirtschaftlichen Kosten von Umweltkatastrophen sowie von Extremwetter-Ereignissen, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, sind heute höher denn je.

Extremwetter wie die außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre sowie die Hochwasserkatastrophe von 2021 haben nach Angaben des Bundesinnenministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Deutschland Schäden von insgesamt über 80 Milliarden Euro verursacht. Demnach entstand ein Großteil der Schäden durch Extremwetterereignisse, die durch die Klimakrise verursacht werden.

 

Soziale Nachhaltigkeit

Soziale Nachhaltigkeit bezieht sich darauf, dass eine Gesellschaft langfristig in der Lage ist, eine gerechte, inklusive und unterstützende Umgebung für ihre Bürger:innen zu schaffen und aufrechtzuerhalten.

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Eine inklusive Umgebung ermöglicht allen Menschen, unabhängig von einer Beeinträchtigung oder Behinderung, unabhängig von ihrer Herkunft, Identität, ihres Geschlechtes oder ihrer Fähigkeiten, gleichberechtigte Teilhabe. Sie ist ein Ort, der Vielfalt und Unterschiede schätzt und Barrieren jeglicher Form abbaut, um die volle Teilnahme und das Wohlbefinden aller zu ermöglichen.

Die sozial nachhaltige Gesellschaft strebt also mithilfe von gezielten Maßnahmen und einer konsequenten Umsetzung von Umweltgesetzen danach, dass alle Menschen in einer gesunden und sicheren Umwelt leben können, ohne dabei zukünftige Generationen oder bestimmte Gruppen zu benachteiligen.

Dies umfasst Aspekte wie

  • soziale Gerechtigkeit
  • Chancengleichheit
  • Gesundheitsversorgung
  • Bildung
  • Arbeitsbedingungen und
  • soziale Integration

 

Sollte dies nicht gelingen, ist mit einer Zunahme wirtschaftlicher Ungleichheit und ungleicher Chancen in Bezug auf die genannten Aspekte zu rechnen. Dies kann zu einer Verstärkung von Armut und Ausgrenzung führen. Betroffen sind sowohl Menschen mit Behinderung, die oft keine Arbeit finden und daher häufiger von Armut bedroht sind, als auch Menschen mit Migrationshintergrund. Aufgrund der schlechteren Lebensbedingungen sind sie häufiger von gesundheitlichen Problemen betroffen als andere. Aber auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung, Ethnizität, Religion, Herkunft oder sozialer und wirtschaftlicher Status können zu einer ungleichen Behandlung führen.
Benachteiligte Gemeinschaften sind außerdem oft stärker von Umweltauswirkungen betroffen als andere Bevölkerungsgruppen. Dies kann in Folge zu sozialen Spannungen und Konflikten führen und die Lebensqualität breiter Bevölkerungsschichten deutlich verringern. Der Global Report on Food Crises gibt an, dass sich im Jahr 2021 etwa 23,5 Millionen Menschen in 8 Ländern aufgrund von Klimaereignissen nicht mehr ausreichend ernähren konnten. Warum Naturkatastrophen und der Klimawandel vor allem arme Länder bedrohen erfahren Sie hier und hier.

Im Leitbild der Nachhaltigkeitsstrategie fasst die Bundesregierung zu den Themen Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung die Leitlinien zusammen, die die Richtung vorgeben, in die sich Deutschland bewegen muss, um nachhaltiger zu werden.

 

Übersichtsseite Nachhaltiges Bauen

 

 

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