Ein Anstieg des Flächenverbrauchs bedeutet zeitgleich einen Mehrverbrauch an Ressourcen, Energie zur Herstellung und zum Betrieb der Räume, zum Heizen und Kühlen der Räume und damit auch einem höheren Ausstoß an Treibhausgasen.
Gebäude sind komplexe Systeme, die eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen müssen. Sie müssen den funktionalen Bedürfnissen ihrer Nutzer:innen entsprechen, sei es für Wohnen, Arbeiten, Bildung oder Freizeit. Sie sollen Sicherheit, Komfort und Behaglichkeit bieten und haben Einfluss auf unsere Gesundheit. Darüber hinaus beeinflussen sie das städtische Erscheinungsbild, die Gemeinschaftsstruktur und die Qualität unseres Zusammenlebens.
Gebäude haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt
Der ökonomische Wert von Bauwerken ist sowohl im Bauprozess, als auch als langfristige Investition erheblich. Im Jahr 2022 belief sich das Bauvolumen in Deutschland auf insgesamt 533 Milliarden Euro. Ebenso sind aber auch die Auswirkungen von Inanspruchnahme von Ressourcen, Abfallproduktion und CO2-Emissionen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes immens.
Ressourcenverbrauch
Prozesse in der Herstellung von Bauprodukten wie beispielsweise der Klinkerherstellung, sind energieintensiv und verwenden bislang meist fossile Brennstoffe. Die Aktivitäten, die zur Gewinnung der Rohstoffe notwendig sind wie der Bergbau, der Abbau von Erzen und natürlichen Materialien wie Lehm, Ton, Schiefer sowie Holzeinschlag sind für die Gewinnung von Rohstoffen notwendig. Gleichzeitig sind sie ökologisch belastend und können ganze Ökosysteme zerstören, die Artenvielfalt beeinträchtigen und den Boden destabilisieren.
Aber auch Grund und Boden sind nicht uneingeschränkt verfügbar, eine reduzierte Inanspruchnahme von Flächen ist daher ebenfalls gefordert.
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Mit dem gesellschaftlichen Wandel und dem zunehmenden Wohlstand sind über die Jahrzehnte auch die Ansprüche gestiegen, die die Menschen hierzulande etwa an die Größe und Ausstattung ihrer eigenen oder gemieteten vier Wände haben. Allein in den drei Jahrzehnten seit der deutschen Vereinigung ist diese Entwicklung deutlich sichtbar. Rein rechnerisch hatte eine Person Ende 2021 im Schnitt 47,7 Quadratmeter Wohnfläche und 2,3 Wohnräume zur Verfügung. 1991 waren es durchschnittlich noch 34,9 Quadratmeter Wohnläche und 1,8 Wohnräume pro Person. Das entspricht einem Anstieg der durchschnittlichen Wohnfläche pro Kopf um rund 37 % binnen 30 Jahren. Die Durchschnittsgröße einer Wohnung ist in diesem Zeitraum von 82,1 Quadratmetern auf 92,1 Quadratmeter Wohnfläche gestiegen. Quelle: www.destatis.de
CO2-Emissionen und Abfallaufkommen
Der Bausektor macht laut UN-Bericht „2020 GLOBAL STATUS REPORT FOR BUILDINGS AND CONSTRUCTION“ aus dem Jahr 2020 mittlerweile 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Der Betrieb von Gebäuden trägt zunehmend zum stetigen Anstieg der CO2-Emissionen bei. Er verursacht nach Angaben des Umweltbundesamtes in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen. Energiesparen ist also der einfachste und schnellste Weg, das Klima zu schützen und den Geldbeutel zu schonen. Investitionen rechnen sich durch die entfallenden Energiekosten.
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Bildquelle: UBA
Die energiebedingten Treibhausgas-Emissionen bestehen zu 98 % aus Kohlendioxid (CO2). Methan (CH4) und Lachgas (N2O) machen den Rest aus (CO2-Äquivalente). Treibhausgase werden überwiegend durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle oder Erdöl freigesetzt. Sie entstehen aber auch bei industriellen Prozessen oder durch Tierhaltung in der Landwirtschaft. Wenn der Gehalt von Treibhausgasen in der Atmosphäre ansteigt, führt dies zur Erwärmung der Erdatmosphäre und somit zum Klimawandel. Die globale Erwärmung hat vielfältige negative Auswirkungen, wie zum Beispiel den Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme der Risiken von Überschwemmungen, Dürreperioden oder anderen extremen Wetterereignissen. Quelle: UBA
Die Gruppe der „Bau- und Abbruchabfälle“ (einschließlich Straßenaufbruch) machte im Jahr 2021 mit rund 222 Mio. t den Großteil (53,9 %) des Brutto-Abfallaufkommens in Deutschland aus. Den größten Anteil macht dabei der Bodenaushub aus, der zwar überwiegend verwertet wird. Derzeit wird bei der Verwertung von Bauabfällen jedoch immer noch von Downcycling gesprochen, d.h. von einer Aufbereitung, die zu einer Abwertung des Materials führt, anstatt die ursprüngliche Qualität zu erhalten. Damit wird dem Grundgedanken der Kreislaufwirtschaft nicht Rechnung getragen und das Abfallaufkommen bleibt nach wie vor immens.
Bezogen auf die drei genannten Säulen der Nachhaltigkeit muss sich das Bauwesen, im Besonderen aufgrund der beanspruchten Ressourcen sowie entstehenden Umwelteinwirkungen, einem Paradigmenwechsel unterwerfen. Denn die gegenwärtigen Praktiken tragen erheblich zur Umweltbelastung bei. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, den primären Rohstoffbedarf absolut zu senken. Es geht zugleich darum, unnötige Umweltbelastungen zu vermeiden, zumindest aber zu minimieren. Ziel ist es, einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität und des Klimas zu leisten.
„Zirkuläres Wirtschaften muss Treiber für Umwelt- und Klimaschutz werden. Denn mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die konsequent den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Rohstoffen in den Blick nimmt, können wir CO2-Emissionen, Artenaussterben und Umweltverschmutzung wirkungsvoll verringern“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke vor kurzem beim Start des Verbändedialogs zur Entwicklung einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie. Quelle: www.bundesregierung.de
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Lebenszyklus eines Gebäudes: In der nachhaltigen Betrachtung werden Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus, also „von der Wiege bis zur Bahre“ betrachtet. Dieser Lebenszyklus umfasst nicht nur die Herstellung, sondern auch den Betrieb, die Instandhaltung und den Rückbau des Gebäudes am Ende seines Lebenszyklus.
Die Herausforderung dabei, nachhaltige Bauweisen zu fördern, besteht darin, einen ökonomischen Wert schaffen, ohne dabei die Umweltauswirkungen zu vernachlässigen. Hierfür ist eine integrative Herangehensweise erforderlich, die ökologische, ökonomische und soziale Faktoren gleichermaßen berücksichtigt.
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