App-Test »FairTrip«: Reisen wie Gott in Frankreich

Stand:
Das Angebot des digitalen Reiseführers "FairTrip" klingt verlockend: Spannende Sehenswürdigkeiten, leckeres Essen und gepflegte Übernachtungsmöglichkeiten soll es mit der App zu entdecken geben - und noch dazu mit möglichst kleinem CO2-Fußabdruck. Klingt das zu gut, um wahr zu sein?
Logo der App "FairTrip" mit Illustration zweier Hände und bunter Hinweiszeichen

Die App FairTrip sieht nicht nur gut aus, sondern überzeugt auch mit ihrem Angebot: Der internationale Reiseverkehr sieht sich im Zusammenhang mit der globalen Klimakrise immer häufiger mit Kritik konfrontiert. Das Bewusstsein für die unter anderem durch Overtourism und Flugzeugabgase verursachten Umweltschäden kratzt ganz ordentlich am grünen Gewissen, wenn es um die Urlaubsplanung geht. Diese Probleme kann FairTrip zwar nicht lösen, möchte aber zumindest auf nachhaltige Alternativen zu All-inclusive-Bettenburgen, Fast Food und überrannten Touri-Hotspots am Urlaubsort hinweisen. Dafür müssen sich aber einige der rund 3.000 in der Datenbank erfassten Örtlichkeiten in der Nähe zum eigenen Standort befinden. Und selbst in deutschen Metropolen sind diese eher rar gesät. 

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Name: FairTrip - Reiseführer
Anbieter: Brian Corrieri (www.fairtrip.org)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Die Welt entdecken und Gutes tun

Laut Brian Corrieri und dem Team hinter FairTrip sei es ihr eigener Wunsch nach der Entdeckung möglichst authentischer Reiseziele gewesen, der den Impuls zur Entwicklung der App gegeben hätte. Gleichzeitig wolle man der arbeitenden Bevölkerung vor Ort etwas Gutes tun, damit nicht nur die ohnehin Wohlhabenden vom lokalen Tourismus profitieren. Ein ehrenwertes Anliegen also, bei denen die globale Community unterstützen muss. FairTrip ermöglicht allen Nutzer:innen, selbst Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Unterkünfte, Cafés und Restaurants zur App-Datenbank hinzuzufügen, solange diese die Kriterien "authentisch, grün, sozial, lokal und fair" erfüllen. Nach redaktioneller Prüfung durch den Anbieter werden die Reisezeile in der App für alle angezeigt.

Nicht viel Fairness in der Hauptstadt?

Bevor man allerdings selbst aktiv wird und zur Erweiterung der App beiträgt, lohnt es sich, das bestehende FairTrip-Angebot zu erkunden. Bei aktivierter Freigabe der Standortdaten genügt ein Fingertipp auf "Unterkünfte", "Restaurants" oder "Erfahrungen", um sich faire Hotspots in der Umgebung anzeigen zu lassen. Unter "Highlights" sind besonders empfehlenswerte Orte zu finden, gefolgt von einer Übersicht weiterer Ziele, sortiert nach steigender Entfernung. Mit gerade einmal sechs gastronomischen Einrichtungen, drei Hotels und neun nachhaltigen Reisezielen, ist das Angebot selbst in der Millionenstadt Berlin überschaubar, zumal es sich bei letzteren überwiegend um Fair-Fashion-Geschäfte und Biomärkte handelt und nicht etwa um Sehenswürdigkeiten im engeren Sinne. Der zweite Blick auf die Suchergebnisliste offenbart, dass nur ein Teil der Örtlichkeiten die mehr oder weniger strengen Nachhaltigkeitskriterien des App-Anbieters erfüllt. Während der überwiegende Teil der gelisteten Shopping-Tipps und Restaurants auf Bioprodukte und Müllvermeidung setzt, sind die Ansprüche an Berliner Unterkünfte für Reisende weniger hoch. Ein als "Highlight" gekennzeichnetes Hotel serviert zum Frühstück Brötchen aus des Bäckerei nebenan. Und eine von der App empfohlene Bar schenkt Bier aus der eigenen Brauerei aus. Das ist lokal, aber alle anderen FairTrip-Kriterien werden ignoriert.

 

Screenshots der App "FairTrip"
Die Startseite des App-Reiseführers lädt zum Entdecken ein. Über die Kartenfunktion können Reiseziele in den Kategorien Hotels, Gastronomie, Sehenswürdigkeiten und Shopping gefunden werden. In ganz Japan listet "FairTrip" bislang nur ein einziges Restaurant mit lokaler, authentischer Küche. (Quelle: App-Screenshots)

Über die Berliner Stadtgrenzen hinaus

Ein stichprobenartiger Vergleich mit anderen Metropolen wie München, Leipzig, Hamburg, Köln, Dresden und Stuttgart zeigt, dass offenbar nur wenige FairTrip-Reisende in Deutschland unterwegs sind. Ein oder zwei Restaurant- und Hotelempfehlungen sind die Regel für touristisch attraktive Großstädte. Auf dem Land, in kleineren und mittelgroßen Städten wird man gar nicht fündig, selbst wenn es sich um viel bereiste Hotspots wie Bamberg, Potsdam, Heidelberg oder Weimar handelt. Mehr und besser kuratierte Ergebnisse finden sich in der französischen Heimat des App-Anbieters. Hier wird man bei der Suche nach nachhaltigen Zielen auch außerhalb von Paris, Lyon und Marseille fündig. Die von den Community-Mitgliedern verfassten Begleittexte sind außerdem in den meisten Fällen deutlich aufschlussreicher als die Ergebnisse innerhalb Deutschlands. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich der Download von FairTrip besonders lohnt, wenn es im Urlaub nach Frankreich gehen soll. In unserem Check ausgewählter Länder (England, USA, Türkei, Italien, Tunesien) waren die jeweiligen Ergebnislisten dünn bestückt.

Reisen und Mitmachen!

Wer den nachhaltigen Tourismus unterstützen möchte, sollte sich dennoch nicht der FairTrip-Nutzung abhalten lassen. Immerhin bietet die App allen Nutrzer:innen die Möglichkeit, authentische, grüne und/oder fair handelnde Unternehmungen und Örtlichkeiten zum Wohle der Community zu erfassen. Hierzu dient der Plus-Button. Anschließend kann man mit der Smartphone-Kamera oder Kartenfunktion einen Ort auswählen oder mittels GPS-Ortung gleich den eigenen Standort für einen neuen Eintrag nutzen. Anschließend werden Name, Kategorie und besondere Attribute der erfassten Örtlichkeit festgelegt. Das Hinzufügen eines Fotos und einer kurzen Beschreibung ist nur optional, sollte allerdings in einer App, die Lust auf des Entdecken neuer Reiseziele macht, selbstverständlich sein. Möchte man anderen Mitgliedern der FairTrip-Community folgen, ist eine Registrierung per E-Mail oder Verknüpfung mit einem bestehenden Google-, Facebook- oder Apple-Profil erforderlich.

Fazit

Es ist ein bisschen bedauerlich, dass FairTrip für Reisende außerhalb Frankreichs nur einen geringen Mehrwert bietet. Dafür ist die Anzahl der zum Testzeitpunkt (Februar 2024) in der App gelisteten Unterkünfte, Shopping- und Ausgehtipps zu gering. Dabei ist das Anliegen lobenswert und die technische Aufbereitung weitgehend gelungen, insbesondere für ein kostenloses und von einem kleinem Team entwickeltes Angebot. Die mit Wikipedia-Artikeln verknüpften Ausflugtipps in der holprig übersetzten Rubrik "Was zu sehen" sind ein weiterer hübscher Bonus. Letztendlich fallen aber die Schwachpunkte, darunter auch die teils fragwürdigen Einträge mit nicht nachhaltigen Reisetipps, zu stark ins Gewicht, um FairTrip eine Empfehlung auszusprechen. Außer vielleicht, die nächste Reise führt nach Frankreich. 

Handhabung4 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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