So gefährlich ist Plastik für die Gesundheit

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PVC, Teflon, Epoxidharze oder unbekannte Chemikalien: Es gibt verschiedene Kunststoffe, die unterschiedliche Gefahren darstellen. Hier lesen Sie, wie Sie sie in Produkten erkennen können. Ein Musterbrief hilft, Auskunft zu erhalten.
Babyutensielen, wie Schnuller und Plastikbesteck, liegen auf einem Tisch

Das Wichtigste in Kürze:

  • Es gibt verschiedene Kunststoffe, die unterschiedliche Gefahren darstellen.
  • Hier lesen Sie, welche das sind und wie Sie sie in Produkten erkennen können.
  • Ein Musterbrief hilft Ihnen, bei Händlern und Herstellern Auskunft zu erhalten.
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Welche Kunststoffe sind besonders problematisch?

PVC

Besonders problematisch ist der Kunststoff PVC, da zu seiner Herstellung giftiges Chlor benötigt wird. Wird PVC nicht heiß genug verbrannt, können aus diesem Kunststoff Dioxine entstehen, die extrem giftig sind. Um PVC elastisch zu machen, wie es beispielsweise für Kabelummantelungen erforderlich ist, werden heikle Weichmacher zugesetzt, die nicht fest an den Kunststoff gebunden sind und wieder freigesetzt werden können. Außerdem kann PVC schwermetallhaltige UV-Stabilisatoren enthalten, die die Alterung des Kunststoffs durch Sonnenbestrahlung verhindern sollen. PVC kann mit dem Recyclingcode 03 gekennzeichnet sein.

Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannter als Teflon

Bei der Produktion von PTFE wurden giftige Schadstoffe eingesetzt, die die Umwelt dauerhaft belasten. So mussten PTFE-Hersteller in den USA hohe Entschädigungen zahlen, weil sie in West Virginia Wasser und Boden mit dem Giftstoff PFOA (Perfluoroctansäure) verseuchten. Durch die PTFE-Produktion im bayrischen Chemiepark Gendorf gelangte ebenfalls PFOA in Wasser und Boden. PFOA schädigt das Immun- und Hormonsystem, ist fruchtschädigend und kann Krebs auslösen. Mittlerweile verwenden PTFE-Produzenten andere fluororganische Verbindungen als Ersatzstoffe für PFOA.

Der Kunststoff PTFE selbst kann nur durch Verbrennung zerstört werden. Dabei entsteht giftige Flusssäure, die in Müllverbrennungsanlagen neutralisiert wird. Eingesetzt wird PTFE als Antihaftbeschichtung bei Pfannen und Backformen oder als Membran in Outdoorjacken. Wird PTFE über 360 °C erhitzt, werden giftige Dämpfe freigesetzt. Beschichtetes Geschirr sollte man daher niemals leer erhitzen.

Polycarbonat und Epoxidharze

Polycarbonat und Epoxidharze werden aus Bisphenolen wie Bisphenol A hergestellt. Bisphenol A steht auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe, weil es das Hormonsystem schädigen kann. In Babyflaschen ist Polycarbonat seit Jahren verboten. Polycarbonat kommt häufig als harter, durchsichtiger Kunststoff bei in der Küche oder in Spielzeug zum Einsatz.

Welche Zusätze in Kunststoffen sind schädlich?

Oft ist nicht der Kunststoff selbst gesundheitsschädlich sondern dessen Zusatzstoffe wie bestimmte UV-Stabilisatoren, Weichmacher oder Flammschutzmittel. Leider bleiben diese Zusatzstoffe häufig nicht einfach im Kunststoff, sondern werden wieder freigesetzt und gehen in die Raumluft, den Hausstaub oder sogar in Lebensmittel über. Auf diese Weise oder über Hautkontakt gelangen sie in unseren Körper. So wurden beispielsweise Abbauprodukte von Weichmachern im Urin von Kindergartenkindern nachgewiesen.

Was sind Weichmacher?

Wenn sich ein Kunststoff beim Anfassen weich und elastisch anfühlt und unter Druck nachgibt, lohnt es sich herausfinden, ob es sich um PVC handelt. Falls ja, sollten Sie nach Alternativen suchen, weil Weichmacher im Einsatz sind. Diese dienen dazu, eigentlich spröde und harte Kunststoffe wie PVC weich und elastisch zu machen. Dazu werden dem Kunststoff unterschiedliche chemische Substanzen beigemischt.

Da viele Weichmacher nicht fest an den Kunststoff gebunden sind, können sie auch wieder freigesetzt werden. Als Weichmacher genutzt werden etwa Ester der Phthalsäure (Phthalate), der Zitronensäure (Citrate) oder der Adipinsäure (Adipate). Einige Vertreter aus der Gruppe der Phthalat-Weichmacher wurden von der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) bereits in die Liste der "besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC)" aufgenommen, weil sie schädigend auf das Hormonsystem wirken und die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden können.

In den meisten Fällen lässt sich nicht erkennen, welcher Weichmacher für Elastizität sorgt, da für die Stoffe keine Pflicht zur Kennzeichnung besteht. Sie haben jedoch ein Recht auf Information, sofern diese Substanzen auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe stehen.

Anfrage nach Giftstoffen beim Händler oder Hersteller

Wer erfahren möchte, ob in einem bereits gekauften oder für den baldigen Kauf vorgesehenen Produkt besonders besorgniserregende Stoffe enthalten sind, kann eine Anfrage an den Hersteller richten. Dieser muss innerhalb von 45 Tagen Auskunft geben, wenn das Produkt mehr als ein Gramm pro Kilogramm (0,1 Prozent) des Schadstoffes aufweist. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs gilt die 0,1 Prozent-Grenze bei Produkten, die aus vielen Teilen bestehen, auch für die einzelnen Komponenten.

Der Hersteller muss also angeben, wenn die Fahrradgriffe mehr als 0,1 Prozent bestimmter Weichmacher enthalten. Er kann sich nicht damit herausreden, dass bezogen auf das ganze Fahrrad der Grenzwert nicht überschritten wird. Diese Pflicht, Anfragen zu beantworten, besteht auch für Bisphenol A. und für einige gesundheitsgefährdende Flammschutzmittel, die in Kunststoffen eingesetzt werden.Anfragen können Verbraucher einfach mit der Scan4Chem-App des Umweltbundesamtes stellen oder mit folgendem Musterbrief des Umweltbundesamts.

Wo kommen Weichmacher vor?

98 Prozent der Weichmacher werden in PVC eingesetzt. Auch Polystyrol oder thermoplastisches Polyurethan (TPU) kann Weichmacher enthalten. Verdächtige Produkte sind weiches Plastikspielzeug für Kinder wie Wasserbälle oder Puppen Hundespielzeug aus Kunststoff, Luftmatratzen, Erotikartikel und Produkte im Elektronikbereich. Silikon ist auch weich, enthält aber keine Weichmacher.

In Lebensmittelverpackungen werden seltener Weichmacher verwendet. In den PVC-Dichtungen einiger Schraubglasdeckel werden aber Phthalat-Weichmacher eingesetzt.

Folgende Kunststoffe kommen immer ohne flüchtige Weichmacher aus:

  • PE (Polyethylen), oft erkennbar am Recyclingcode 02 oder 04,
  • PP (Polypropylen), oft erkennbar am Recyclingcode 05.
     

Auch in PET-Getränkeflaschen wird kein Weichmacher eingesetzt.

Wie gefährlich sind Weichmacher?

Besonders Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate schaden der Gesundheit ‒ Leber, Nieren und Hoden können angegriffen werden. Für einige Phthalate wie beispielsweise DEHP ‒ Di(2-ethylhexyl)phthalat ‒ ist eine hormonartige Wirkung nachgewiesen. Sie können die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen. Die Phthalat-Weichmacher sind nicht fest an den Kunststoff gebunden. Sie können in die Raumluft entweichen und durch Flüssigkeiten (zum Beispiel dem Speichel beim Aufblasen eines Wasserballs), insbesondere aber durch Fett gelöst und aufgenommen werden.

Weil sie die Gesundheit schädigen, dürfen einige Phthalate in Spielzeug, Babyartikeln und Kosmetika nicht verwendet werden. Bei Verpackungen für Lebensmittel sind sie nur mit Einschränkungen erlaubt, oder die Hersteller müssen Grenzwerte für den Übergang der Weichmacher auf den Inhalt einhalten.
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) führt eine Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe. Darunter befinden sich auch bestimmte Weichmacher. Diese Stoffe dürfen in Zukunft nur noch in genehmigten Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Ist stinkendes Plastikspielzeug gefährlich?

Chemisch oder auffällig riechendes Spielzeug sollte Kindern nicht zugemutet werden. Bei solchen Produkten ist davon auszugehen, dass die Qualität des Spielzeugs nicht ausreichend geprüft wurde. Leider lassen sich die Phthalat-Weichmacher nicht mit der Nase aufspüren: Sie sind geruchlos. Wenn es unbedingt weiches Kunststoffspielzeug sein muss, ist es ratsam, auf Hinweise wie "PVC-frei", "phthalatfrei" oder auf das GS-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit" mit Angabe der Prüfstelle zu achten.

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Was ist Bisphenol A (BPA)?

Bisphenol A ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass es in sehr vielen Produkten für Verbraucher, wie etwa in Camping- und Mikrowellengeschirr sowie Kofferhüllen enthalten ist. Es ist ein Grundbaustein des Kunststoffs Polycarbonat. Beim Erhitzen oder wenn der Kunststoff nicht sorgfältig produziert wurde, kann es sich daraus lösen.

BPA kann das Hormonsystem stören und daher vor allem in sensiblen Entwicklungsphasen von Kindern Schäden anrichten. Mögliche Folgen sind eine gestörte Geschlechtsentwicklung und Zeugungsunfähigkeit. Zudem kann Bisphenol A schädigend auf Leber, Niere und Brustdrüse wirken. BPA wurde im Januar 2018 wegen seiner schädigenden Wirkung auf das Hormonsystem in die List der besonders besorgniserregenden Stoffe aufgenommen.

Wo kommt BPA vor?

BPA wurde früher zur Herstellung von Babyflaschen aus Polycarbonat benutzt. Dies ist mittlerweile verboten. Babyflaschen aus Polypropylen (PP) und aus Glas sind frei von Weichmachern. In der Kunstharzbeschichtung von Konserven- oder Getränkedosen ist BPA jedoch weiterhin erlaubt.

In so genannten Epoxydharzen wie zum Beispiel einigen Lacken, Faserverbundwerkstoffen und Klebern ist BPA ein wichtiger Bestandteil. Außerdem wird es als Antioxidationsmittel von Weichmachern eingesetzt.

Als Farbbildner findet man BPA auch in vielen Thermodruckpapieren. Darunter sind beispielsweise Kassenbons und Fahrkarten aus dem Automaten. Diese Papiere sollten daher auf keinen Fall ins Altpapier gegeben werden, damit BPA nicht ins Recyclingpapier gelangt.

Kunststoffe, die BPA enthalten können, sind oft mit dem Kürzel PC gekennzeichnet. BPA ist fettlöslich. Daher sollte man fetthaltige Lebensmittel nicht in Verpackungen aus unbekannten Kunststoff-Materialien aufbewahren oder erwärmen.

Die Kennzeichnung "BPA frei", z.B. auf Getränkeflaschen oder Mixern, bedeutet nicht automatisch, dass es sich um ein gesundheitsverträglicheres Produkt handelt. Teilweise werden Ersatzstoffe wie Bisphenol S oder Bisphenol F eingesetzt, die in Zellkultur- und Tierversuchen vergleichbare schädigende Wirkung zeigten.

Wie schädlich sind Flammschutzmittel?

Die meisten Kunststoffe sind leicht brennbar. Flammschutzmittel sollen Schaumstoffe in Baumaterial, Sitzmöbeln, Matratzen oder Autos sowie Teppichböden, Elektrokabeln und Gehäusen von Computern oder Fernsehern davor bewahren, schnell Feuer zu fangen. Auch diese Stoffe können aus dem Kunststoff entweichen und finden sich etwa in der Innenraumluft und im Hausstaub wieder. Einige dieser Flammschutzmittel schädigen das menschliche Nervensystem, können unfruchtbar machen oder gelten als krebserregend.

Die Kennzeichnung "FR" für "Flame retardant" weist darauf hin, dass im Kunststoff Flammschutzmittel enthalten sind. Elektronikgeräte mit dem Umweltzeichen Blauer Engel dürfen keine halogenhaltigen Flammschutzmittel enthalten. Es lohnt sich also, bereits beim Einkauf nachzufragen, ob bzw. welche Flammschutzmittel zum Beispiel in der Matratze oder dem Möbelstück enthalten sind.

Studie: Unbekannter Chemiemix in Alltagsgegenständen

Eine Laborstudie der Forschungsgruppe PlastX zeigt, dass viele Alltagsgegenstände wie Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen aus einem regelrechten Chemiemix bestehen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im September 2019. 34 Gegenstände haben die Forscher untersucht, in drei von vier getesteten Produkten waren Substanzen enthalten, die im Laborversuch Zellen schädigten. Von mehr als 1.400 entdeckten Chemikalien konnten die Wissenschaftler außerdem nur 260 identifizieren. "Das heißt, wir wissen zum Großteil nicht, womit wir es in den Kunststoffprodukten zu tun haben. Und wenn wir die Chemikalien nicht kennen, können wir auch nicht bestimmen, ob sie sicher für Mensch und Umwelt sind", erklärt die Erstautorin der Studie, Lisa Zimmermann. Sie verweist auf durchgeführte Zelltests, in denen die Forscher "deutlich negative Auswirkungen" beobachten konnten.

Sofern möglich, sollten Sie vor allem Lebensmittel unverpackt einkaufen. Biobasierte Kunststoffe wie Polymilchsäure, Papier und Karton sind nicht unbedingt sicherer. Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff sollten besser nicht erhitzt werden, weil dann noch leichter Chemikalien auf den Inhalt übergehen können. Entwarnung gaben die Wissenschaftler lediglich bei zwei von acht untersuchten Kunststoffen: HDPE und PET. Wenn unklar ist, aus welchem Material der Joghurtbecher besteht, bleibt Joghurt in Pfand-Gläsern als Alternative.

Video: Alles rund um Mikroplastik

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