Ohne Komplettmodernisierung: weniger Heizkosten und mehr Wohnkomfort
Familie May hat endgültig genug von den hohen Kosten und möchte eine Lösung finden. Elektrische Direktheizungen, die auch als Strahlungs- oder Infrarotheizung bezeichnet werden, kommen nicht in Frage, da diese in der Regel mit dem teuren Tagesstrom betrieben werden und somit sogar noch unwirtschaftlicher als eine Nachtspeicherheizung sind. Schnell wird klar, dass eine Zentralheizung die einzige Lösung ist.
"Schluss mit den Nachtspeicheröfen und auf ein Heizungssystem mit Zentralheizung umsatteln."
Für dieses Vorhaben ist Familie May nun bereit, Heizkörper im ganzen Haus sowie ein Rohrsystem installieren zu lassen. Neben dem Austausch der Heizung denkt Familie May zusätzlich über den Austausch einiger Fenster nach, denn hier kam es in den letzten Jahren zu spürbaren Wärmeverlusten. Aber insgesamt soll der Aufwand überschaubar bleiben; eine Komplettmodernisierung möchte Familie May auf keinen Fall.
Eine Solarstromanlage - aber nicht für die Stromspeicheröfen
Im Zuge der Modernisierung plant Familie May für das Dach eine Solarstromanlage. Von Anfang an ist jedoch klar: Diese soll eine zusätzliche Stromquelle für den Eigenbedarf an Haushaltsstrom sein. An der Stilllegung der Nachtspeicheröfen ändert die Solarstromanlage nichts. Denn die höchsten Solarstromerträge werden in den Sommermonaten generiert. Den hohen Heizstrombedarf in den Wintermonaten kann eine Photovoltaik-Anlage also nicht spürbar senken.
Auf der Suche nach dem passenden Heizungssystem
Familie May macht sich auf die Suche nach dem passenden Heizungssystem für ihr Haus. Das Problem dabei: nicht jedes System passt in jedes Haus. Es gibt viele verschiedene Faktoren zu beachten. Sind beispielsweise im Bereich der Gebäudedämmung keine oder nur einzelne Modernisierungen geplant, dann sind bestimmte Heizungssysteme bereits weniger geeignet. Umso wichtiger ist deshalb eine neutrale Energieberatung, bei der die Situation vor Ort ganzheitlich betrachtet wird. Familie May entscheidet sich für die anbieterunabhängige Energieberatung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Die Wahl des Heizsystems hängt von verschiedenen Gebäudefaktoren ab, wie z.B. der zukünftigen Wärmedämmung.
Wärmepumpe weniger geeignet
Hermann Obermeyer ist einer der Energieberater, die für die Verbraucherzentrale in Mainz und dem rheinhessischen Umland tätig sind. Er geht nun mit Familie May alle Möglichkeiten durch. Im ersten Moment scheint eine elektrisch angetriebene Luftwärmepumpe naheliegend: Wie schon bei den Nachtspeicheröfen genügt ein Stromanschluss dafür. Im Beratungsgespräch stellt sich jedoch schnell heraus: Weder eine umfassende Wärmedämmung des Gebäudes noch eine Fußbodenheizung sind geplant. Aus diesem Grund ist für Energieberater Obermeyer sofort klar, dass zu diesem Zeitpunkt eine Luftwärmepumpe weniger geeignet ist (Stand 2019). Denn das Haus ist nur teilweise gedämmt und weist daher einen erhöhten Energiebedarf auf. Und herkömmliche Heizkörper benötigen höhere Vorlauftemperaturen als Fußbodenheizungen. Hoher Gebäudeenergiebedarf und hohe Vorlauftemperaturen verhindern den sinnvollen Einsatz einer Luftwärmepumpe. Ähnliches gilt auch für eine Wärmepumpe auf Basis von Erdwärme, die ebenfalls im Beratungsgespräch thematisiert wird.
Die überzeugende Lösung
Familie May ist es schon wie beim Bau ihres Bungalows wichtig, keine Brennstoffe im Haus oder auf dem Grundstück lagern zu müssen. Daher kommen auch im Jahr 2019 keine Heizungssysteme in Frage, die mit Holzpellets oder Flüssiggas betrieben werden. Energieberater Obermeyer erklärt, dass eine bewährte Gas-Brennwerttherme gut zum Haus von Familie May passen würde. Diese Möglichkeit hatte Familie May nicht in Erwägung gezogen, da ein Anschluss für eine Gasheizung fehlt. Obermeyer hat jedoch eine Idee: Er rät der Familie, mit dem Gasnetzbetreiber zu sprechen, da in der Regel eine nachträgliche Verlegung der Gasleitung auch in die zweite Grundstücksreihe möglich sei. Und meist falle der Installationsaufwand geringer aus als vermutet. Auch der lokale Heizungsinstallateur ist von diesem Vorschlag schnell überzeugt. Vor allem aber ist es eine Möglichkeit, an die ohne Energieberatung vorher gar nicht gedacht wurde.
Im nächsten Kapitel erfahren Sie, wie bei Familie May die Maßnahmen umgesetzt wurden.
Übersicht Raus aus der Kostenfalle Nachtspeicherofen