Im europäischen Ausland wird diese Art der vereinfachten Einspeisung praktiziert. Auch bei der Anmeldung der Stecker-PV-Anlage und hinsichtlich des Umbaus auf andere Zähler gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, je nach Netzbetreiber. Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn, etwa in den Niederlanden, wo toleriert wird, dass sich die Stromzähler bei diesen „Kleinstanlagen“ rückwärts drehen, wenn es (überhaupt) zu Überschüssen kommt, ist die Lage in Deutschland viel komplizierter für die Verbraucher:innen. Zur Information: der von einer Stecker-Solar-Anlage mit 400 W Leistung auf dem Balkon erzeugte Strom liegt optimalerweise bei rund 370 kWh im Jahr. Ca. 70 Prozent dieses Stroms im Jahr werden durch „Dauerverbraucher“ oder gezielt tagsüber genutzte Geräte selbst verbraucht. Permanent laufende Geräte sind etwa der Kühlschrank (200 l Kühl-Gefrierkombination 150 bis etwa 250 kwh/Jahr, Router, etwa 100 kwh/ Jahr). Der „überschüssige“ Strom wird dann in das allgemeine Netz eingespeist. Die Europäische Union hat in ihrer EU-Verordnung 2016/631 kleine Erzeuger unter 800 Watt als "nicht signifikat" eingestuft, weil sie "nicht systemrelevant" seien. Trotzdem wollen die deutschen Netzbetreiber, dass alle Erzeugungsanlagen, unabhängig von ihrer Leistung, bei ihnen gemeldet werden. Diese Forderung sind in der entsprechenden Vorschrift (Anwendungsregel VDE-AR-N 4105) festgelegt. Vorgesehen ist dabei für Erzeuger bis 600 Watt AC-Leistung, wozu auch Stecker-Solargeräte nach unserer Definition zählen, ein vereinfachtes Formular. Immerhin muss nicht zwingend eine Elektrofachkraft dieses Formular ausfüllen, das können Sie auch selbst tun, wenn Sie ein Stecker-Solargerät nutzen. Obwohl strittig ist, ob es sich bei Stecker-Solargeräten überhaupt um "Anlagen" handelt, zumindest wenn diese Systeme nicht fest angeschlossen, sondern wie Haushaltsgeräte über einen Stecker mit dem Stromkreis verbunden sind, fordert auch die Bundesnetzagentur eine Anmeldung im Marktstammdatenregister. Mehr Information zu diesen Anlagen finden Sie hier. In einem Positionspapier empfiehlt der VDE aktuell folgendes:
• Der Anschluss soll zukünftig auch ohne Zählerwechsel und Anmeldung beim Netzbetreiber mit normalem SCHUKO-Stecker der Norm entsprechen.
• Die maximale Einspeiseleistung soll von 600 auf 800 Watt erhöht werden
Hier erfahren Sie mehr über die geplanten Änderungen.
Unsere Forderung: Beseitigung des unnötigen zusätzlichen und nicht nachvollziehbaren Aufwands bei der Installation (Wieland-Steckdose durch Elektriker) und bei der Anmeldung bei Netzbetreibern und Bundesnetzagentur.
Klimaschutz allgemein
Earth for all
Der neue Bericht an den „Club of Rome“ formuliert nach dem ersten Bericht aus dem Jahr 1972 neue Forderungen, die unsere Welt aus der Klimakrise führen können. Anders als viele andere Pläne, wie etwa der EU-Green-Deal, ist die Basis-Annahme des Berichts, dass sich eine ständig wachsende Wirtschaft mit dem Erhalt des Planeten bei zumutbaren Lebensbedingungen nicht verträgt. Ergebnisse des Berichts: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG), die bereits 2015 von den Vereinten Nationen formuliert wurden, haben bereits eine gemeinsame Absicht festgelegt. Alle Länder haben sich bereit erklärt, zu versuchen, diese Ziele – von der Beendigung der Armut bis zur Energieversorgung für alle – bis 2030 zu erreichen; allerdings gibt es bisher keinen klare Antwort darauf, ob und wie das erreicht werden kann. Dieser neue „Survivalguide für den Planeten“ zeigt konkrete Fahrpläne auf, die politisch umzusetzen sind.
Unsere Forderung: Es müssen politische Maßnahmen ergriffen werden, die eine sozialverträgliche Energiewende, eine gesunde und klimagerechte Ernährung und eine ressourcenschonende Lebensweise ermöglichen, auch für die einkommensschwachen Haushalte. Energiearmut muss vermieden werden, die Kosten der Energiewende und des Klimaschutzes müssen gerecht verteilt werden. Themenkarten zu diesen Forderungen finden sich hier. Die zusammengefassten Forderungen der Verbraucherzentrale Bundesverband zum Klimaschutz finden Sie hier.
Aktueller Bericht des Weltklimarats: Die Klima-Zeitbombe tickt
"Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen", so die Wissenschaftler des Weltklimarates IPCC bei der Vorlage des aktuellen Berichts am 20. März 2023.
Während in Deutschlands Politik und der Medienlandschaft heftig über Heizungssanierungen und ein Verbrenner-Aus bei Autos diskutiert wird, benennt der IPCC, was längst Realität ist. Der Klimawandel ist schneller als erwartet, und lässt sich nur durch ein ganz klares Eingreifen verlangsamen. Das 1,5-Grad-Ziel wird wohl wesentlich früher erreicht, als ursprünglich gedacht, und damit werden auch mehr und mehr globale Folgen unveränderbar. Doch trotz längst eingegangener globaler Verpflichtungen, gesetzlicher Regelungen durch das deutsche Klimaschutzgesetz, EU-Beschlüssen wie "Fit for 55", und einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz verpflichtet, wird von einigen Akteuren in der öffentlichen Diskussion scheinbar die Illusion aufrechterhalten, dass wir diese Krise auch ohne Veränderungen und Folgen überstehen können. Es wird vermittelt, dass die Verbraucher:innen vor zu schnellen und drastischen Maßnahmen geschützt werden müssten, da die Folgen eines entschlossenen und verpflichtenden Handelns zu ihren Lasten gehe und unbezahlbar seien.
Ausgeblendet wird jedoch dabei, dass die Folgen des Klimawandels zukünftig wesentlich "teurer" werden als eine Gebäudesanierung oder die Abkehr von Verbrenner-Motoren es jemals sein könnten. Die Katastrophen und ihre Folgen kommen näher, werden häufiger…auch in Deutschland. Was kaum berichtet wird: wir brauchen die Veränderungen aber auch die finanzielle Unterstützung des Staates jetzt und umfassend, denn wer jetzt auf die Bremse tritt, wird später wesentlich höhere Kosten tragen müssen und irreversiblen Folgen nicht mehr korrigieren können. Mangelnde Investitionen führen nicht nur in der Wirtschaft zu teuren Spätfolgen, wie gerade am Beispiel der Deutschen Bahn deutlich sichtbar wird.
Ebenso hinken der deutsche Gebäudebestand und der Verkehr seit langem weit hinter den festgelegten Klimaschutz-Zielen hinterher. Die Wechselhaftigkeit der Politik und ständige Diskussionen schaden auch der Wirtschaft, die sich größtenteils längst auf den Weg gemacht hat, um den Wandel zu ermöglichen. Die meisten PKW-Hersteller setzen auf batteriebetriebene Elektroautos. E-Fuels für PKWs werden kaum in ausreichenden Mengen und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen. Der Energieaufwand für deren Herstellung ist um ein vielfaches höher als die zusätzliche Stromproduktion für Elektroautos. Außerdem werden E-Fuels an anderer Stelle gebraucht werden, z.B. im Flug-, Schiffs- oder Bahnverkehr. Das gleiche gilt für Gas-Heizungen, die angeblich mit Wasserstoff betreibbar sein sollen, der nie im notwendigen Umfang zur Verfügung stehen wird, da er erst "grün" produziert werden muss, und eher von der Industrie benötigt wird.
Alte Technologien wie Verbrennermotoren und Verbrennerheizungen weiter am Leben zu halten in der Hoffnung dass ja "irgendwann" umgestellt werden kann, wenn genügend Wasserstoff oder E-Fuels am Markt und bezahlbar sind, ist eine falsche Strategie, die volkswirtschaftlich zu hohe Kosten produziert und zu lange dauert. Statt mehr Autobahnen brauchen wir eine Mobilitätswende für alle Bürger. Statt Öl- und Gasheizungen weiter laufen zu lassen, brauchen wir eine Wärmewende im Gebäudebereich. Wir brauchen einen umfassenden Emissionshandel auf europäischer Ebene genauso wie begleitendes Ordnungsrecht und eine ausreichende finanzielle Förderung für einkommensschwache Haushalte. Das alles wird angesichts des nun vorliegenden Berichts des IPCC umso deutlicher. Um die Zunahme der Temperatur auf 1,5 oder maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, müssten noch in diesem Jahrzehnt die Treibhausgasemissionen in allen Sektoren drastisch reduziert werden. Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen hätten Auswirkungen auf die nächsten Jahrtausende. "Öffentliche und private Finanzströme für fossile Brennstoffe sind immer noch größer als die für Klimaanpassung und Klimaschutz", schreiben die Wissenschaftler.
Dabei hätte sogar ein nur temporäres Überschreiten unumkehrbare Folgen, etwa das Schmelzen von Gletschern oder der Anstieg des Meeresspiegels. Der Vorsitzende des Rates, Hoesung Lee, betonte: "Wenn wir jetzt handeln, können wir noch eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sichern." Das gilt natürlich für alle Staaten, aber besonders für diejenigen, die als Industrienationen jahrzehntelang hohe "Klimaschulden" gemacht haben, weil ihre Treibhausgasemissionen im globalen Vergleich hoch waren und es immer noch sind. Dafür werden jedoch sehr schnelle und drastische Veränderungen erforderlich, sonst sitzen eben bald alle im übertragenen Sinne auf dem Trockenen.
Unsere Forderung: Politik muss sich an die vorhandenen rechtlichen Verpflichtungen zur Umsetzung der Klimaschutzziele in allen Sektoren halten, die erforderlichen Gesetze verabschieden und umfangreiche finanzielle Förderungen einsetzen, die den Wandel ermöglichen. Für Industrie und Handwerksbetriebe braucht es klare Vorgaben, die eine Transformation, Investitionen und Weiterbildungsoffensiven ermöglichen. Für verletzliche Verbraucher:innen braucht es finanzielle Unterstützung, damit sie den Weg mitgehen können.