Detox – gesünder durch Entgiftung?

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Den Körper zu entgiften oder zu "entschlacken" ist angesagt, egal ob müde oder abgespannt, Kopfschmerzen oder ein paar Kilo zu viel. Was können Detox-Produkte wirklich? Halten diese Nahrungsergänzungsmittel, was sie versprechen?
Detox Produkte

Das Wichtigste in Kürze:
Wirkung nicht bewiesen!

  • Detox ist die Abkürzung für Detoxifikation und bedeutet Entgiftung.
  • „Detox-Produkte“ sollen den Körper reinigen, zur Gewichtsreduktion beitragen oder das allgemeine Wohlbefinden fördern - entsprechende Wirkungsnachweise fehlen.
  • „Schlacken“ oder schädliche Ablagerungen, die sich im Körper angeblich ansammeln, gibt es nicht.
  • Sinnvoller ist es, im Alltag darauf zu achten, dass möglichst wenig schädliche Stoffe in den Körper gelangen: "vorbeugen statt detoxen".
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Was steckt hinter der Werbung zu Detox-Produkten?

Viele Nahrungsergänzungsmittel werden mit dem Begriff „Detox“ beworben. „Detox“ ist die Abkürzung für Detoxifikation und bedeutet Entgiftung. Entsprechende Kapseln oder Pulver sollen den Körper von innen reinigen und vermeintliche oder echte Giftansammlungen abbauen bzw. ausscheiden. Die Zutaten solcher Produkte sind vielfältig und reichen von Heilerde, Brennnessel oder Minze über Obst- oder Gemüseextrakte bis hin zu sogenannten Superfoods wie Goji- oder Açaibeeren. Die Reinigung von Leber, Niere und Darm soll – laut Herstellern – zu mehr Energie führen, das Immunsystem stärken, das Gewicht reduzieren und ganz allgemein das Wohlbefinden steigern.

Doch solche Aussagen sind wissenschaftlich nicht bewiesen. In der Regel wurden weder die Nahrungsergänzungsmittel selbst mit ihren jeweiligen Zusammensetzungen in seriösen Studien auf eine mögliche Entgiftungswirkung untersucht, noch die einzelnen Zutaten Eine Ansammlung von Giftstoffen (oft auch "Schlacken" genannt) oder sonstige gesundheitlich problematische Ansammlungen von Stoffwechselprodukten lassen sich im Körper von Gesunden gar nicht nachweisen. Leber und Niere sind die Hauptentgiftungsorgane des Körpers. Sie arbeiten beim gesunden Menschen so zuverlässig, dass kaum schädliche Stoffe zurückbleiben. Tatsächlich enthalten viele „Detox“-Produkte jedoch Bestandteile, die einfach nur entwässernd – aber nicht entgiftend - wirken (wie Wacholderbeeren, Brennnessel, Schachtelhalm, grüner Hafer, Löwenzahn usw.). Die ständige Verwendung solcher Mittel in hoher Dosierung kann zur erhöhten Ausscheidung bestimmter Mineralstoffe führen und die Wirkung von Medikamenten abschwächen.

Zur Frage, ob man mit "Detox" langfristig abnehmen kann, gibt es keine wirkliche Studie. Die wenigen veröffentlichten Studien haben methodische Mängel. Natürlich nehmen Sie ab, wenn sie kurzfristig nur wenig essen - das hat jedoch mit "Detox" nichts zu tun. Mit "Detox" wollen Hersteller ihre Produkte besser verkaufen. Käufer:innen versprechen sich einen Nutzen für ihre Gesundheit und sind bereit, dafür oft viel Geld zu bezahlen. So einfach ist das mit den Ernährungssünden aber leider nicht.

Allerdings hat der Bundesgerichtshof festgestellt, dass der Begriff „Detox“ auf der Verpackung eines Teeherstellers eine gesundheitsbezogene Aussage darstellt und nicht nur ein „allgemeiner Wellnessbegriff“ ist. Eine von der europäischen Kommission zugelassene gesundheitsbezogene Aussage zum Begriff "Detox" liegt jedoch nicht vor. Eine Verwendung ist somit unzulässig.

Aktuell werden vor allem sogenannte "Leberkuren" zur Regeneration oder Entgiftung/Entschlackung des Körpers angeboten. Diese enthalten meist Pflanzenstoffe wie Artischocke, Mariendistel oder Löwenzahn (entwässernd). Aber: Die verwendeten Pflanzenstoffe sind in Art oder Menge nicht identisch mit den bekannten traditionellen Arzneimitteln (für die es keinen Wirknachweis gibt). Es gibt keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Werbeaussagen für diese Pflanzen. Deswegen wird häufig Cholin zugesetzt. Sofern mindestens 82,5 mg Cholin pro Tagesdosis enthalten ist, darf für Cholin mit "trägt zur Erhaltung einer normalen Leberfunktion bei" geworben werden.

Werbung mit "Detox" – auch im Produktnamen - ist verboten

Der Begriff „Detox“ ist gesetzlich nicht definiert, sodass die Hersteller diesen Begriff nach eigener Auslegung auf ihre Produktverpackungen drucken. Der Bundesgerichtshof hat 2017 im mehreren Urteilen (I ZR 71/16, I ZR 167/16)  klargestellt, dass Verbraucher:innen mit dem Begriff "Detox" weder Wellness noch Lifestyle verbinden, sondern darin eine entschlackende oder entgiftende Wirkung sehen. Eine von der Europäischen Kommission zugelassene gesundheitsbezogene Aussage zum Begriff "Detox" liegt jedoch nicht vor. Eine Verwendung ist somit unzulässig.

Der Beschluss des Bundesgerichtshofs hält einige Hersteller allerdings nicht davon ab, mit minimalen Änderungen des Begriffes „Detox“ weiterhin Produkte zu vertreiben. So sind mittlerweile Bezeichnungen wie „minus Tox“, „antitox“, „d-tox“, „freetox“ oder „de-tox“ auf den Verpackungen zu finden, die ebenfalls mit Reinigung, Entgiftung und Entschlackung werben.

Vor einiger Zeit hat die Verbraucherzentrale Hessen den Hersteller eines solchen Produkts abgemahnt. Er hatte mit Sprüchen wie "Hilft Dir, Deinen Körper von innen zu reinigen" und dem Namen "Pure Detox" geworben.  Der Hersteller konnte für sein  Produkt keine genehmigten Health Claims nachweisen und akzeptierte die Unterlassungsforderung.

Auf was sollte ich bei dem Verzehr von Detox-Produkten achten?

  • Für die Behauptung, dass "Detox-Produkte" den Körper entgiften, fehlt jede wissenschaftliche Grundlage. Anbieter setzen den Begriff "Entgiftung" tatsächlich vielmehr als Werbemasche ein. Die Nahrungsergänzungsmittel sind in ihrer Wirksamkeit so fragwürdig wie die angepriesenen Detox-Diäten, dafür aber relativ teuer.
  • Alternativ zu dem nicht erlaubten Begriff „Detox“ verwenden die Hersteller die kreative Bezeichnungen wie „freetox“, „minus tox“, „antitox“, „d-tox“ oder entwickeln neue Ideen wie „Detox Deine Seele“.
  • Bei der Verwendung von Detox-Produkten ist Vorsicht geboten. Die Inhaltsstoffe (vor allem stark konzentrierte oder unreine Pflanzen-Substanzen) können mit gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln in Wechselwirkung treten und zu gefährlichen unerwünschten Wirkungen führen.
  • Außerdem kann es bei stark konzentrierten oder unreinen Pflanzen-Substanzen zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen. Bei ganz normalen Tees, Gemüsesäften oder grünen Smoothies in normaler Menge sind in der Regel keine Probleme zu erwarten. Wer allerdings längere Zeit extrem fastet oder bestimmte Lebensmittel dauerhaft meidet, riskiert Nährstoffmangel.
  • Verwenden Sie über längere Zeit Detox-Produkte mit entwässernden Zutaten (wie Wacholderbeeren, Brennnessel, Schachtelhalm, grüner Hafer, Löwenzahn usw.) kann das zur erhöhten Ausscheidung bestimmter Mineralstoffe (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium) und damit zu Störungen des Elektrolyt-Haushalts führen und außerdem die Wirkung von Medikamenten abschwächen.
  • Aktivkohle (Black Detox) (siehe unten) hat in herkömmlichen Lebensmitteln außer als Farbstoff (E 153) nichts zu suchen, zumal die enthaltene Menge teilweise höher ist als zur Behandlung von Durchfällen (3-4mal täglich 0,5-1 Gramm) empfohlen. Anders sieht das in Nahrungsergänzungsmitteln aus.
  • Bevor Sie regelmäßig Detox-Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, sprechen Sie daher mit Ihrem behandelnden Arzt oder Apotheker über mögliche unerwünschte Wirkungen.
  • Statt mit Detox-Produkten nicht vorhandene Schlacken zu bekämpfen, ist es viel sinnvoller, die Aufnahme von potenziell schädlichen Stoffen möglichst gering zu halten. Mehr unten unter "Was sinnvoller ist".
     

Achten Sie bei Detox-Pulvern und -Getränken auf Kalorien- und vor allem die Zuckerangaben (bei Nahrungsergänzungsmitteln sind diese Angaben nicht vorgeschrieben). Beim Abnehmen (und am besten auch sonst) sollten es insgesamt nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag sein. Das wird mit manchen Produkten schnell überschritten.


Was ist Detox?

Detox ist die Abkürzung des englischen Begriffs Detoxifikation und bedeutet Entgiftung. Darunter versteht man die Verstoffwechselung im Körper und ggf. Ausscheidung von giftigen Substanzen über Leber und Niere. Mit diesen Organen verfügt der menschliche Körper also bereits über Mechanismen, um schädliche Stoffe aus dem Organismus zu entfernen. Bedarf es dann überhaupt noch einer Entgiftung durch Nahrungsergänzungsmittel? Nach Angaben der Hersteller ist das der Fall, da der Körper von angesammelten Giften und Schlacken befreit werden muss. Nach Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gibt es dazu allerdings keine Veranlassung: „In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden.“

Welche Inhaltsstoffe sind in Detox-Produkten enthalten?

Detox-Nahrungsergänzungsmittel sind in ihrer Zusammensetzung  sehr unterschiedlich. Zutaten von Detox-Produkten können sein: Aloe Vera, Anis, Chlorella, Fenchel, Flohsamen, Grüner Tee, Heilerde, Kalzium, Kürbiskerne, Kurkuma, Magnesium, Mate, Pfefferminze, Spirulina und viele mehr sowie verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Diese Inhaltsstoffe werden in Kapsel- oder Pulverform zur Entgiftung des Körpers oder als Ergänzung bei einer Entgiftungskur angeboten.

Dann gibt es Produkte mit Aktivkohle (Black Detox). Aktivkohle (eigentlich Pflanzenkohle)  ist als Lebensmittelfarbstoff E 153 in Lebensmitteln und in Nahrungsergänzungsmitteln als Zutat erlaubt. Sie kann Stoffe im Magen-Darm-Trakt (und nur dort) binden, kann allerdings nicht zwischen gut und böse unterscheiden (unspezifische Bindung) . Es werden also auch Mikronährstoffe wie Mineralstoffe oder Vitamine gebunden, so dass eine längerfristige Nutzung zu einer Mangelversorgung beitragen kann. Kohle kann dadurch prinzipiell auch die Wirksamkeit von Medikamenten (u. a. die Anti-Baby-Pille oder Schmerzmittel) beeinträchtigen und zu Verstopfungen führen. Als Werbeaussage für Aktivkohle ist lediglich "trägt zur Verringerung übermäßiger Blähun­gen nach dem Essen bei" erlaubt, zusammen mit dem Anwendungshinweis "dass sich die positive Wirkung einstellt, wenn 1 Gramm mindestens 30 Minuten vor und 1 Gramm kurz nach der Mahlzeit aufgenommen werden." Mit Detox hat das nichts zu tun.

Außerdem werden Detox-Produkte auf Zeolithbasis angeboten. Zeolithe sind Kristalle, die sowohl natürlich in Vulkangestein vorkommen als auch synthetisch hergestellt werden. Zeolithe können aufgrund der Beschaffenheit ihrer Oberfläche Schwermetalle abfangen. Sie stehen allerdings im Verdacht, auch Mineralstoffe aus der Nahrung abzufangen, die für den menschlichen Organismus notwendig sind. 

Können Detox-Produkte mit Schadstoffen belastet sein?

Detox-Produkte auf Zeolithbasis können sogar selbst giftige Schwermetalle, besonders Blei, enthalten. Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber oder auch Arsen können sich im Körper anlagern und giftig auf das zentrale Nervensystem oder Organe wie Leber, Nieren oder Bauchspeicheldrüse wirken. In Lebensmitteln sollten sie daher in so geringen Mengen wie irgend möglich vorkommen.

Gefährlich kann auch das in Nahrungsergänzungsmitteln mit Grüntee-Extrakten enthaltene Epigallocatechingallat (EGCG) sein. Bei zu hoher Dosierung sind Bluthochdruck und schwere Leberschäden möglich. Derzeit bewertet die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine maximale Tagesdosis von 800 mg EGCG als sicher.

Was sinnvoller als Detox ist

Grundsätzlich ist es viel sinnvoller, die Aufnahme von potenziell schädlichen Stoffen möglichst gering zu halten:

Unser Tipp:

Tun Sie Ihrem Körper mit einer gesunden und abwechslungsreichen Lebensmittelauswahl etwas Gutes, statt teure Detox-Produkte zu kaufen, deren Nutzen wissenschaftlich nicht beweisen ist. Mit Leber, Niere, Haut, Lunge und Magen-Darm-Trakt verfügt Ihr Körper über eigene Entgiftungsmechanismen. Auch Bewegung, Entspannung und ausreichend Schlaf helfen Ihrem Körper beim Regenerieren.

Quellen:


Bundesgerichtshof, Aktenzeichen I ZR 71/16, Beschluss vom 29. März 2017 (abgerufen am 26.10.2023)

Klein AV, Kiat H: Detox diets for toxin elimination and weight management: A critical review of the evidence. Journal of Human Nutrition an Dietetics, Dezember 2014, DOI: 10.1111/jhn.12286

Höber A: Giftiges Blei in Nahrungsergänzungsmitteln, Bericht im NDR-Fernsehen, 15.02.2016 (in der Mediathek nicht mehr verfügbar)

Medizin Transparent. Der Mythos vom Entgiften. Stand: 07.03.2019 (abgerufen am 26.10.2023)

Stiftung Warentest: Detox - Mythos Entgiften. Stand: 15.12.2021 (abgerufen am 26.10.2023)

EFSA (2018): Scientific opinion on the safety of green tea catechins. EFSA Journal 16 (4): 5239

Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012 zur Festlegung einer Liste zulässiger anderer gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel als Angaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung und die Gesundheit von Kindern Text von Bedeutung für den EWR (Fassung vom 17.05.2021)

Lietzow J et al. (2022): Gemüse zum Trinken: Grüne Smoothies aus ernährungsphysiologischer und toxikologischer Sicht. Ernährungs Umschau 69 (8): M422-431

EU-Novel-Food-Katalog: Activated Charcoal - Not Novel in Food Supplements (abgerufen am 05.03.2024)

Drehscheibe Nahrungserganzugnsmittel

Nährstoffe in Lebensmitteln

Nahrungsergänzungsmittel sind häufig überflüssig, denn die benötigten Nährstoffmengen lassen sich auch einfach essen. Das zeigt die bei den Verbraucherzentralen erhältliche Drehscheibe "Wellness, Gesundheit, Schönheit?". Sie informiert entsprechend der hier im Portal genannten Produktgruppen über die entsprechenden Inhaltsstoffe in herkömmlichen Lebensmitteln und zeigt die benötigten Portionsgrößen. Hier ist sie digital umgesetzt.

Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.

Ärger mit Strom-, Gas- und Fernwärmeverträgen

Viele Verbraucher:innen haben Preiserhöhungen für ihre Strom-, Gas- und Fernwärmeverträge oder die Kündigung erhalten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen klagen gegen mehrere Unternehmen wegen rechtswidrigen Verhaltens.